Sabine Bergner, Jarmila Saurugg & Aljoscha C. Neubauer
Berufsbezogene Kompetenzprofile werden häufig von Personalverantwortlichen in Alltagssprache formuliert. Dabei können mitunter begriffliche Unschärfen auftreten, wodurch Kompetenzen schwer von Eigenschaften, Fertigkeiten oder auch Qualifikationen zu trennen sind. In der vorliegenden Studie wurde der Frage nachgegangen, inwiefern sich berufsbezogene Kompetenzen und psychologische Eigenschaftskonstrukte konzeptionell überschneiden. Diesbezüglich wurden 171 Kompetenzen aus zwei Kompetenzdatenbanken von 33 BeurteilerInnen und Beurteilern systematisch einer Auswahl an berufsrelevanten Persönlichkeitseigenschaften gegenübergestellt, welche die fünf Faktoren der Persönlichkeit (Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit, emotionale Stabilität), die multiplen Intelligenzkonstrukte nach Gardner (linguistische, räumliche, mathematische, logische, inter- und intrapersonelle, kinästhetische, musikalische und naturalistische Intelligenz) sowie Kreativität abbildeten. Die Zuordnung von Kompetenzen zu Eigenschaften wurde mit einer hohen Übereinstimmung durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass alltagssprachlich formulierte Berufskompetenzen primär die Persönlichkeitseigenschaften Gewissenhaftigkeit, Extraversion, verbale und logisch- mathematische Intelligenz repräsentieren. Die vorliegende Untersuchung bietet unter anderem eine Oberflächenstruktur zur Ordnung von Kompetenzen, ermöglicht eine Eingliederung von Kompetenzen in die Forschungstradition der Persönlichkeitseigenschaften und gibt Hinweise zur Diagnostik von ausgewählten Kompetenzen.